26. März 2012
Sonntag, 4. Dezember 2011
Topsy-Turvy
- Grossbritannien, 1999, 154’
- Regie: Mike Leigh
- mit Jim Broadbent, Allan Corduner, Timothy Spall, Lesley Manville u.a.

1870 hatte der ehemalige Jurist und erfolgreiche Humorist William Schwenck Gilbert den hochbegabten Musiker und Mendelssohn-Gelehrten Arthur Sullivan kennen gelernt, und von 1875 bis 1889 hatten sie Erfolg auf Erfolg – mit Ausnahme der Oper «Princess Ida», die einer Hitzewelle von 1884 zum Opfer fel. Hier setzt «Topsy-Turvy» ein: Nach dem Flop von «Princess Ida» zerstreiten sich die siamesischen Zwillinge Gilbert und Sullivan, da sich jeder durch den anderen behindert fühlt (und gleichzeitig weiss, wie abhängig er von ihm ist). Beim Besuch einer Japan-Ausstellung kommt Gilbert auf die Idee mit dem japanischen Kaiser, der beschloss, das Flirten mit dem Tod zu bestrafen. Sein Libretto inspiriert Sullivan und «The Mikado» wird ein Riesenerfolg. Mike Leighs «Topsy-Turvy» ist ein ausgesprochen moderner Historienflm über das Theater am Theater, der nicht nur die Entstehung eines Bühnenwerks beschreibt, sondern auch bittere zwischenmenschliche Erfahrungen thematisiert. Durch den humanen Blick des Regisseurs entsteht keine Distanz zu den Figuren, sondern der Zuschauer wird im Gegenteil an die Menschen und ihre Beweggründe herangeführt. Absolut hinreissend sind die Szenen, in denen Gilbert mit den Schauspielern die Texte und Sullivan mit den Musikern die Musikstücke proben. Hier wird spürbar, dass Mike Leigh selbst viel Theatererfahrung hat. Die Ausschnitte aus den Gilbert-&-Sullivan-Stücken sind so komisch und die Darsteller so exzellent, dass selbst Operettenverächter sich Gilberts Witz und Sullivans Schmelz nicht entziehen können. Der Film bekam 2000 zwei Oscars in den Kategorien Beste Kostüme sowie Bestes Make-up und war für das beste Szenenbild sowie das beste Originaldrehbuch nominiert.