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Montag, 10. Januar 2022

Nordwand

Foto zum Film «Nordwand»

Zwischen den Weltkriegen, als der Drang in die Vertikale noch nicht «Mountaineering» heisst, sondern «heroischer Alpinismus», suchen zwei junge Burschen aus Berchtesgaden die grösste denkbare Herausforderung: die Ersten zu sein, die den Gipfel des Eiger über dessen berüchtigte Nordwand erreichen. Zur gleichen Zeit bereitet Deutschland sich hinter den Kulissen schon auf Krieg und Völkervernichtung vor, aber noch spielt man für seine Nachbarn die weltoffene, im Aufbruch befindliche Nation voller tatendurstiger Jungmänner. Berlin steht kurz vor Olympia. Am Fusse der Steilwand in der Schweiz campieren Teams aus ganz Europa. Die Meldung, dass ein deutsches Team, von schroffen Wetterwechseln und Steinschlag gefährdet, als Erstes die knapp zwei Kilometer hohe Felswand ersteigen könnte, ist für das Deutsche Reich der passende Auftakt in diesen Sommer 1936.

Damit ist in etwa die historisch gesicherte Ausgangslage für Philipp Stölzls Bergsteiger-Drama «Nordwand» umrissen. Der Berg, der Mann, der Mythos, der Flirt mit dem Heldentod, die spektakulären Landschaftsaufnahmen und ein dem Fels abgetrotzter Existenzialismus. Stölzl modernisiert das moralische Zentrum des Films in Gestalt von Luise, aus deren Sicht wir die Ereignisse dieses Juli 1936 berichtet bekommen. In den Geschichtsbüchern steht zwar nichts davon, dass Toni Kurz eine Freundin gehabt hätte, die aus dem zu engen Berchtesgaden nach Berlin entkommen wollte, um dort als Journalistin Karriere zu machen, aber Stölzl braucht ihre Perspektive, um uns durch ihren Blick klarzumachen: Toni und sein Kumpan Andi taugen nicht als Symbolfiguren der NS-Propaganda, sondern sind bloss zwei junge Männer, denen ihr Dorf zu eng ist und die sich beim Militär ständig Latrinendienst einhandeln.

2021/2022 Films sportifs

Eintritt: je CHF 15
Mitglieder: gratis