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Montag, 22. Januar 2018

Frantz

Foto zum Film «Frantz»

Wenn 1919 ein Franzose in der deutschen Provinz auftaucht, muss es dafür triftige Gründe geben. Der Erste Weltkrieg ist vorbei, doch im Gasthaus von Quedlinburg treffen sich regelmässig die gedemütigten Väter gefallener Söhne und singen «Die Wacht am Rhein». So ist die Ablehnung allerseits gross, als ausgerechnet ein Franzmann Blumen auf das Grab von Annas Verlobtem Frantz legt. Doch die junge Frau ist neugierig und bald auch fasziniert von dem jungen Mann, der Frantz noch aus Pariser Studententagen zu kennen scheint, der Zeit, bevor beide an der Front landeten. Adrien wird zum gern gesehenen Gast bei Frantz’ Eltern. Er isst mit ihnen, spielt Geige wie einst der Sohn und lässt diesen in seinen Erzählungen für kurze Momente wiederauferstehen. Durch ihn ist Anna ihrem Verlobten wieder nah und kommt gleichzeitig dem Fremden immer näher. Zur moralischen Prüfung wächst sich das aus, als Anna von der Schuld erfährt, die Adrien in Wahrheit mit Frantz verbindet.

François Ozon drehte «Frantz» bis auf ein paar bunte Einsprengsel in Schwarzweiss. Es gelingen ihm atmosphärische Bilder einer deutschen Kleinstadt kurz nach dem Krieg. Dass man von «Frantz» immer wieder hingerissen ist, liegt an Ozons Kunstfertigkeit, mit der er dieses Drama rund ums Lügen und Verzeihen strickt. Am Märchenhaften, das diesen Film immer wieder durchweht. Vor allem aber liegt es an Pierre Niney und Paula Beer. Ihnen fast zwei Stunden lang in die Gesichter schauen zu können, ist ein wahres Vergnügen.

2017/2018 Über Brücken

Eintritt: je CHF 15
Mitglieder: gratis