8. April 2019
Montag, 28. Januar 2019
Café Waldluft
- Österreich, 2015, 79’, D
- Regie: Matthias Kossmehl
- Dokumentarfilm
- Einführung diurch den Regisseur Matthias Kossmehl
Was kann ein Hotel an schönster Lage tun, wenn die Gäste wegbleiben? Das Café Waldluft, mitten in der bayrischen Bergidylle gelegen, hat einen besonderen Weg eingeschlagen: Heute ist das Ausflugshotel eine Unterkunft für Flüchtlinge. Wo früher überfüllte Busse Touristen absetzten, leben heute Vertriebene aus aller Welt unter einem Dach. Inmitten des Postkartenpanoramas versuchen sie sich an einem Leben fernab von Krieg und Armut. Und so treffen zwei Welten aufeinander. Es fehlt nicht an Konfliktstoff. Was müssen die Neuankömmlinge tun, um wirklich anzukommen? Wie gehen die Betreiber des Hotels und die Nachbarn damit um? Und was bedeutet der grosse Begriff «Heimat» für den Einzelnen?
Angesichts der zunehmenden Hysterie, mit der die Debatte über die Flüchtlinge inzwischen geführt wird, ist Matthias Kossmehls Film ein umso wichtigerer, da gänzlich unaufgeregter Beitrag. Er sucht nicht nach der Bitterkeit von Neid und Vorurteil, er gibt dem Fremdenhass der Stammtischrunden keinen Raum. Stattdessen richtet er den Blick auf die Bemühungen der Schutzsuchenden und Helferinnen um die Bewältigung ihres nicht immer leichten Alltags. Aus der anonym strömenden Masse, die «unlösbare Probleme» mit sich bringt und «unabsehbare Kosten» verursacht, greift er Einzelne heraus. Indem er ihnen zuhört, gibt er ihnen Geschichte und Würde zurück. Der Verwaltung abstrakter Nummern in Hallen und Hangars setzt er einen Ort mitmenschlicher Praxis entgegen, die früher einmal tätige Nächstenliebe hiess.
Gast: Matthias Kossmehl