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Montag, 13. Februar 2012

Wolken ziehen vorüber

Foto zum Film «Wolken ziehen vorüber»

Das Restaurant «Dubrovnik», in dem Ilona als Oberkellnerin arbeitet, war einst das erste Restaurant am Platz: weisse, gestärkte Tischdecken, teure, Tapeten, beflissenes Personal. Doch heute sitzen nur noch ein paar greise Gäste an den Tischen. Es kommt, was kommen muss. Banken und Fast-Food-Ketten liquidieren den Laden. Ilona wird arbeitslos. Menschenleer ist auch die Strassenbahn, die Ilonas Mann Lauri durch das nächtliche Helsinki steuert. Die Linie wird stillgelegt, und Lauri muss gehen. Es folgen sinnlose Vorstellungsgespräche und Arbeitsvermittler, die sie übers Ohr hauen. Gnadenlos reiht sich Niederlage an Niederlage, bis Ilona den früheren Portier des «Dubrovnik», Melartin, trifft und beide beschliessen, ein neues Restaurant zu eröffnen. Und wenn es dann so weit ist, dann wird das Restaurant einen bezeichnenden Namen tragen: «Restaurant Arbeit». Über dem Film liegt eine nordische Schwermut, die bei aller Tristesse aber auch eine unwiderstehlich komische Seite hat. Beispielsweise wenn Ilona ihren Mann zur Arbeitssuche verabschiedet: «Zum Glück bist du noch jung» und er stolz antwortet, «Noch nicht mal fünfzig, mein Schatz.» Oder wenn Ilona und ihre ehemalige Chefn zusammen einen Cocktail trinken, der sich «Honolulu Winter Dream» nennt. Oft sind es nur Details, welche Kaurismäkis ganz eigenen Humor ausmachen: Ilonas trotzig roter Mantel, die leeren Ordner in der Pseudo-Stellenvermittlung, winzige Gesten, stoische Arrangements der Menschen. Und an den Dialogen ist kein Gramm zu viel. Die Innenausstattung der Räume, Wände, Möbel, Tapeten und Kaffeetassen wirken wie mit einem Schulmalkasten koloriert. So viel Farbe gab es noch nie in der fnnischen Tristesse.

2011/2012 Büez

Eintritt: je CHF 15
Mitglieder: gratis