28. April 2014
Montag, 10. Februar 2014
Le thé ou l’ électricité
- Belgien/Marokko, 2011, 93’
- Regie: Jérôme Le Maire
In Ifri, einem einsam gelegenen Dorf im Hohen Atlas von Marokko, leben einige Hirtenfamilien unter kargen Bedingungen. Es gibt kein fliessendes Wasser, keinen Strom, keine Schule, keine medizinische Versorgung. Seit Jahren wartet die Dorfbevölkerung darauf, dass der Staat endlich eine Strasse baut, die sie aus der Isolation und der Armut führen würde. Eines Tages beschliesst der Staat, statt der Strasse Stromleitungen zu verlegen. Und schon bald treffen die ersten Fernseher und damit die Verlockungen der Konsumwelt ein. Von da an verändert sich die gesamte Struktur des Dorfes. Denn die aufgezwungene Moderne schafft weitere Opfer und einen neuen familiären und sozialen Druck: «Ich brauche diesen Strom gar nicht», sagt ein Mann. «Ich möchte nur ein wenig Brot, Öl, etwas Fleisch – und meine Ruhe! Es sind die Kinder, die einen Fernseher, einen Kühlschrank, Videos und eine Satellitenschüssel wollen …»
Der Regisseur hat das langsame Fortschreiten der Bauarbeiten gefilmt und gleichzeitig die Auswirkungen der angekündigten Veränderung auf die Dorfgemeinschaft beobachtet. Er porträtiert eine traditionell lebende Gesell- schaft, die dem Sog der Modernisierung erliegt. Im Zentrum steht dabei nicht der Einzelne, sondern die Gemeinschaft in ihrem täglichen Überlebenskampf. Der Film gewährt vereinzelt intime Einblicke, etwa bei der Beerdigung eines Kindes, bleibt aber im Ganzen respektvoll auf Distanz, sodass die Würde der Menschen von Ifri gewahrt bleibt.