11. April 2016
Montag, 22. Februar 2016
Durak
- Russland, 2014, 112’
- Regie: Juri Bykow
- mit Aleksandr Korshunow, Sergey Artsybashow, Gordey Kobzow, Nikolay Butenin
«Durak» heisst aus dem Russischen übersetzt «Idiot». Und bei Idiot und Russland liegt der Gedanke an Dostojewski nahe. Und wie der Idiot beim grossen Schriftsteller ist die Hauptfigur in Bykows Film ein kindlich-naiver Sonderling. Dmitri, Sanitär im Dienste einer Verwaltung, ist sich sicher: Ein Wohnblock aus Sowjet-Zeiten wird bald schon einstürzen. 800 Menschenleben sind in Gefahr. Doch niemand kümmert sich darum. Und wie es sich für den gewissenhaften Dima gehört, setzt er alle Hebel in Bewegung, um das drohende Unglück abzuwenden. Die Zeit spielt gegen ihn. Er kämpft gegen Stadtverwaltung, Polizei und Feuerwehr – ein System voller korrupter Bürokraten. Und wenn die Behörden ihm keine Steine in den Weg legen, dann stehen ihm seine Eltern und seine Frau im Weg.
«Durak» kann als Parabel auf das heutige Russland verstanden werden. Er erzählt von einem Einzelkämpfer, der Gutes tun will, und von einer Gesellschaft, die keine Zeit dafür hat, keine Lust und keinen Glauben. Jedes Handeln käme einem Eingeständnis von früherem Fehlverhalten gleich, also lässt man es lieber bleiben. Die Geschichte ist äusserst konsequent erzählt und nimmt ihren unweigerlichen Lauf. Das Geschehen spielt in einer einzigen Nacht. Und der Riss im russischen Haus riecht bis tief in sowjetische Zeiten. Politik und Oligarchie sind unzertrennbar ineinander verwoben. Niemand kümmert sich mehr um menschliche Werte, um Gerechtigkeit. Der Regisseur Juri Bykow zeichnet nicht einfach ein Bild von Gut und Böse. Die Grenzen sind fliessend und manchmal wird auch der Held zum Idioten.
Der Film wurde 2014 in Locarno mit dem Preis der Ökumenischen Jury und mit dem Silbernen Leoparden für den besten Schauspieler ausgezeichnet.