11. April 2016
Montag, 21. März 2016
Mille mois
- Marokko, 2003, 124’
- Regie: Faouzi Bensaidi
- mit Fouad Labied, Nezha Rahile, Mohamed Majd, Mohammed Afifi
Der Film spielt anfangs der 80er Jahre in Marokko. In seinem ersten langen Spielfilm erzählt der Regisseur die Geschichte des siebenjährigen Mehdi, der vaterlos in einer von Männern geprägten Gesellschaft aufwachsen muss. Die Erwachsenen erzählen dem Jungen, dass sein Vater nach Frankreich gefahren sei, um dort zu arbeiten und Geld für die Familie zu verdienen. In Tat und Wahrheit wurde er bei einem Streik verhaftet und ins Gefängnis gesteckt. Es ist auch die Geschichte seiner Mutter und seines Grossvaters, die ihren Platz in der Dorfgemeinschaft suchen.
Es ist faszinierend, wie Faouzi Bensaïdi diese Geschichte in traumhaft schönen Bildern und sanften Bewegungen inszeniert hat, die auch sehr viel von der Innenwelt des Jungen erzählen. Er ist ein visueller Künstler, der seine Handlung in Tableaus entfaltet, die von maghrebinischer Schönheit sind. Für Bensaïdi kann sich Emotion nur entfalten, wenn sich der Mensch im Raum aufhält. Die eindrücklichen Aufnahmen in warmen, satten Farben und eine stille Atmosphäre, in der jedes Geräusch wahrnehmbar ist, machen den Film zu einem sinnlichen Erlebnis.
«Mille mois» ist auch ein wohltuend leiser Film, der uns den Alltag des Knaben vor Augen führt, seine selbständige Suche nach Werten und Halt, den kleinen Stolz, den er als Hüter von Lehrers Stuhl hat. Es ist die Geschichte eines Jungen, der in bleierner Zeit aufwächst, als politische Willkür und ein aufkeimender religiöser Fundamentalismus in seinem Dorf Einzug hält. Mit dieser Erfahrung wird Mehdi in sein Leben als Erwachsener einsteigen müssen. «Mille mois» ist das erste marokkanische Filmprojekt, das nach der Thronfolge des jungen Königs Mohammed VI. die Geschichte des Landes thematisiert.