11. April 2016
Montag, 23. November 2015
Vier Minuten
- Deutschland, 2006, 111’
- Regie: Chris Kraus
- mit Monica Bleibtreu, Hannah Herzsprung, Sven Pippig, Richy Müller
Ein Klavier passt nach Ansicht der Anstaltsleitung nicht in den Frauenknast. Denn nur vier Frauen können darauf spielen, darunter die 20-jährige Mörderin Jenny von Loeben. Da kauft die alte Klavierlehrerin, Frau Krüger, kurzerhand auf eigene Kosten einen Konzertflügel. Sie glaubt an das grosse Talent von Jenny und will, dass diese an einem Talentwettbewerb teilnimmt. Die verschlossene, unberechenbare, aggressive, musikalisch jedoch hochbegabte Jenny zeigt vorerst wenig Begeisterung für den Wettbewerb.
In «Vier Minuten» prallen zwei Welten aufeinander: Stück für Stück erfährt man in Rückblenden die Lebensgeschichten der beiden Frauen. Frau Krüger kommt aus einer Zeit, in der preussische Zucht herrschte und Emotionen Tabu waren. Die junge Jenny, emotional fragil und selbstzerstörerisch, lässt ihren Aggressionen wiederholt freien Lauf. Gemeinsam ist den beiden Frauen, dass sie sich einzig über die Musik ausdrücken können.
«Vier Minuten», die Zeit, die den Kandidatinnen im Wettbewerb zur Verfügung steht, lebt von den beiden Hauptdarstellerinnen Monica Bleibtreu (Frau Krüger) und Hannah Herzsprung (Jenny). Hannah Herzsprung verausgabt sich in der Rolle der Jenny total. Beim Casting behauptete sie wahrheitswidrig, gut Klavier spielen zu können und begann daraufhin sofort, Klavierspielen zu lernen. Die Aufnahmen ihrer Hände beim Spielen wurden trotzdem teilweise gedoubelt. «Vier Minuten» gehört mit über 50 Auszeichnungen zu den international erfolgreichsten Filmen der letzten Jahre.
«Was auf den ersten Blick so deutsch-autorenfilm-unchic aussieht, erweist sich als ein atemberaubendes Tauziehen zweier nahezu tödlich verletzter Seelen, wie wir es lange nicht gesehen haben.»