25. September 2017
Montag, 20. März 2017
Tableau noir
- Schweiz, 2013, 120’
- Regie: Yves Yersin
Im Weiler Derrièrre-Pertuis in einer der abgelegensten Ecken des Neuenburger Juras, auf über 1100 Metern, steht seit 1892 das Schulhaus der «Ecole primaire Intercommunale», bis zur Schliessung 2008 eine integrierte Gesamtschule, in der zwölf Schüler und Schülerinnen im Alter zwischen sechs und zwölf Jahren gemeinsam unterrichtet wurden, wobei die Kleineren von den Grösseren lernten.
41 Jahre lang hat Lehrer Gilbert Hirschi, in den letzten Jahren unterstützt von der jungen Hilfslehrerin Debora Ferrari und der Werklehrerin Alice Perret, hier gewirkt. Der weisshaarige Hirschi, schon von seinem Äusseren her eine imposante Erscheinung, zeigt dabei ein pädagogisches Sendungsbewusstsein, das seinesgleichen sucht. Aber Hirschi ist auch einer, der ganz wie ein traditioneller Patron agiert: Streng, aber gerecht, allwissend und grundsätzlich gutmütig. Für ihn ist Lernen und Leben kein Gegensatz, erst im Miteinander vermögen sich beide Begriffe richtig zu entwickeln.
Es gibt in Gilbert Hirschis Welt kein Internet, keine Videogames, keine Laptops, keine Smartphones, auch keinen Beamer oder Hellraumprojektor – der Filmtitel von der schwarzen Wandtafel ist ganz wörtlich zu nehmen. Nur an zwei Stellen hört man Hirschi zu seinen Schützlingen sagen, eine folgende Rechenoperation könnten sie mit ihrem «ordinateur», will heissen: Handy, ausführen. Der Schulalltag in Derrièrre-Pertuis besteht ganz aus Kopf, Hand und Herz.
Der liebenswürdige Dokumentarfilm, den Yves Yersin zwischen 2005 und 2008 gedreht hat, steht wie ein erratischer Block aus solidem Wirklichkeitssinn in einer Masse von viel raffinierterer Künstlichkeit, die es sonst im Kino zu sehen gibt.
Gast: Yves Yersin