24. August 2015
Montag, 13. April 2015
Der Fall
- Schweiz, 1972, 101’
- Regie: Kurt Früh
- mit Walo Lüönd, Sigfrit Steiner, Jörg Schneider, Stephanie Glaser
Oerlikon und seine Umgebung: eine Vorstadtwelt mit kalten Fabrikgebäuden, Wohnblöcken, Einkaufszentren, Automärkten, dazwischen schäbige Altbauten, Beizen und um die Ecke ein Kleinbordell. In diesem Milieu führt Alfons Grendelmann seine Detektiv-Auskunftei. Das harzige Geschäft hat der ehemalige Zürcher Polizeibeamte aus Enttäuschung aufgezogen: Weil er das Vergehen eines Vorgesetzten aufdeckte, erhielt er statt einer Auszeichnung eine Rüge. Der Fall wurde vertuscht. Jetzt will Grendelmann selbst für Gerechtigkeit sorgen. Doch da gerät er in eine Erpressergeschichte, die ihn überfordert. Die achtzehnjährige Marsha verkauft einem Geschäftsmann ein paar Illusionen allzu teuer. Der Mann wird mit einer vorgetäuschten Schwangerschaft erpresst. Ein böses Spiel treibt das Flittchen ebenfalls mit dem Detektiv.
Die Geschichten um den Privatdetektiv Grendelmann spielen hauptsächlich im Aussenquartier Oerlikon. Der müde Glanz des Hallenstadions während des 6-Tage-Rennens, die Bagatellen, mit denen er zu tun hat – Beschattung ungetreuer Eheleute, Erpressung, Suche nach Vermissten – kreieren ein Klima grossstädtischer Verlorenheit, in dem die Fälle für den verbissenen Ex-Polizisten schliesslich zu seinem eigenen werden. Aus der Grundidee, einer in Oerlikon angesiedelten «Carmen», wurde – vielleicht auch wegen der Dreharbeiten in einem der kältesten Winter seit je – Kurt Frühs kühlster, distanziertester Film, ein Abgesang auf die Melodramen und versöhnlichen Märchen vorhergegangener Jahre.