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Montag, 27. Oktober 2014

Le Havre

Foto zum Film «Le Havre»

Ein afrikanischer Flüchtlingsbub braucht Hilfe in der kalten Normandie, und ein grundanständiger Mann hilft ihm, einfach weil er das für selbstverständlich hält. So einfach ist es in «Akilandia», das dieses Mal in Frankreich liegt: Das Leben ist dort nicht fairer als anderswo. Aber die, die auch nicht auf Rosen gebettet sind, gehen sehr höflich mit denen um, denen es noch schlechter geht. Und es geschehen die kleinen Wunder der Solidarität.

Kati Outinen, Kaurismäkis Lieblingsschauspielerin, spielt in dieser Geschichte nur eine Nebenrolle. In ihrem Gesicht jedoch spiegelt sich der wundervolle, ein wenig nostalgische Charakter dieses Films: eine Menschenfreundlichkeit ohne Sentimentalität und Wehleidigkeit.

Kaurismäki ist der lakonischste Tragikomiker des zeitgenössischen Autorenkinos: Maulfaule Helden, ausgesuchte Tristesse und eine reduzierte Inszenierung in den Lieblingsfarben Blau, Rot und Gelb machen jeden seiner Filme unverwechselbar.
Kaurismäki nutzt das aktuelle Thema Immigration, um in Old-Fashion-Manier ein modernes Märchen zu erzählen. Das sieht aus, als hätten sich Charlie Chaplin und Jacques Tati zum entspannten Fachsimpeln getroffen. Zwar werden die Grenzen der Wahrscheinlichkeit hier fortlaufend überschritten, die für Kaurismäki typische Melancholie ist nur noch in Spurenelementen vorhanden. Doch selten war es vergnüglicher, so vielen Gutmenschen aufs Mal zuzuschauen. Unverfälschte Poesie – das ist die grosse Kunst, die Kaurismäki wie kein Zweiter beherrscht.

2014/2015 Untergrund

Eintritt: je CHF 15
Mitglieder: gratis