Wo die grünen Ameisen träumen

In der australischen Wüste steht scheinbar sinnlos, regungslos und wunderbar, ein grosses olivgrünes Flugzeug. Wie ein vorzeitlicher Riesenvogel ist es vom Himmel gekommen – nun nehmen es die Bewohner der Wüste in Besitz. Rauch quillt aus dem Innern der Maschine, man hört Gesänge und das dumpfe Dröhnen einer fremden Musik. Durch schmutzige Fenster sieht man in der Pilotenkanzel zwei schwarze Männer sitzen, stumm, träumend in die Ferne schauend. Die Zeit im Kino steht still.

Dann besteigt ein weisser Mann das Flugzeug – und mit ihm beginnt der Film sogleich zu reden. Warum sie denn immer wieder hier sässen, aus dem Flugzeugfenster starrten? Einer der beiden Schwarzen gibt dem neugierigen Weissen die Antwort: Sie schauen nach Osten. Dorthin nämlich sind ihre heiligen Tiere, die grünen Ameisen, entschwunden. Die Kamera schwebt über eine geisterhafte Landschaft: tausend Sandhügel, Krater, winzige Vulkane. Es ist kein Werk der Schöpfung und auch nicht die Arbeit der geheimnisvollen Ameisen. Es sind die Spuren eines menschlichen Vernichtungswerkes. Die «Ayers Mining Company» sucht nach Uran. Dort, wo sie sprengt und bohrt, ist für die australischen Ureinwohner heiliges Land – der Ort, an dem die grünen Ameisen träumen.

Werner Herzog hat einen hochpolitischen Film mit einer starken ökologischen Fragestellung geschaffen, der leider nichts an Aktualität eingebüsst hat. Anstatt in plumper Umweltschutz-Doktrin zu versanden, verpackt Herzog sein Werk in faszinierende Bilder.